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Die Beziehung zwischen Helicobacter pylori, Ghrelin und Angststörungen

Helicobacter pylori (H. pylori) ist ein weit verbreitetes Bakterium, das hauptsächlich den Magen infiziert und mit verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen wie Gastritis, Magengeschwüren und Magenkrebs in Verbindung gebracht wird. Zunehmend wird jedoch auch eine mögliche Verbindung zu psychischen Störungen, insbesondere Angststörungen, untersucht.


Mögliche Mechanismen

1.     Entzündungsreaktionen: H. pylori-Infektionen können chronische Entzündungen verursachen, die die Produktion von Zytokinen erhöhen. Diese Zytokine können das zentrale Nervensystem beeinflussen und psychische Störungen wie Angststörungen auslösen oder verstärken​.

2.     Veränderung der Darm-Hirn-Achse: Die Darm-Hirn-Achse, die die Kommunikation zwischen dem Darm und dem Gehirn beschreibt, kann durch eine H. pylori-Infektion gestört werden. Veränderungen im Mikrobiom des Darms durch H. pylori können die Produktion von Neurotransmittern beeinflussen und so zu Verhaltensänderungen führen​.

3.     Mangel an Mikronährstoffen: H. pylori kann die Aufnahme wichtiger Mikronährstoffe wie Vitamin B12 und Eisen beeinträchtigen, was sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirken kann​.


Welche Rolle spielt dabei das Hungerhormon Ghrelin?

Ghrelin ist ein Hormon, das hauptsächlich im Magen produziert wird und für die Regulierung des Appetits und die Freisetzung von Wachstumshormon verantwortlich ist. Es wird auch als "Hungerhormon" bezeichnet. Ghrelin hat jedoch auch Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem und kann das Verhalten und die Stimmung beeinflussen.


Verbindung zwischen H. pylori, Ghrelin und Angststörungen:

  • Produktion von Ghrelin: H. pylori-Infektionen können die Produktion von Ghrelin beeinflussen. Normalerweise sinkt der Ghrelinspiegel nach der Nahrungsaufnahme und steigt vor dem Essen an, um das Hungergefühl zu fördern. Bei einer H. pylori-Infektion kann dieser Zyklus gestört werden, was zu abweichenden Ghrelinspiegeln führt.

  • Einfluss auf das zentrale Nervensystem: Ghrelin kann die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin im Gehirn beeinflussen, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Stimmung und Angst spielen. Veränderungen im Ghrelinspiegel könnten daher zu einer erhöhten Anfälligkeit für Angststörungen beitragen.

  • Interaktion mit Entzündungsprozessen: Da H. pylori chronische Entzündungen verursachen kann, könnten die damit verbundenen Entzündungsmediatoren auch die Produktion und Wirkung von Ghrelin beeinflussen, was zu weiteren psychischen Auswirkungen führen könnte.


Forschungsergebnisse

Verschiedene Studien haben interessante Zusammenhänge zwischen H. pylori und Angststörungen festgestellt:

  • Häufigkeit von Angststörungen: Menschen mit H. pylori-Infektionen leiden häufiger an Angststörungen als solche ohne die Infektion.

  • Auswirkungen der Behandlung: Einige Untersuchungen berichten, dass die Behandlung von H. pylori zu einer Verbesserung der Angstzustände führen kann, obwohl die Ergebnisse nicht immer eindeutig sind.

  • Verhaltensänderungen in Tierstudien: Tierstudien haben gezeigt, dass eine H. pylori-Infektion das Verhalten beeinflussen kann und möglicherweise Angst auslöst.


Klinische Implikationen

Die potenzielle Verbindung zwischen H. pylori und Angststörungen könnte wichtige klinische Implikationen haben. Wenn weitere Forschung die Kausalität bestätigt, könnten man in Betracht ziehen, bei Patienten mit Angststörungen routinemäßig auf H. pylori zu testen und entsprechende Behandlungen anzubieten​​.


Fazit

Obwohl die aktuelle Forschung vielversprechend ist, bleibt die genaue Natur der Beziehung zwischen H. pylori und Angststörungen unklar. Weitere umfangreiche Studien sind erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen vollständig zu verstehen und die potenziellen Vorteile einer H. pylori-Eradikation bei Patienten mit Angststörungen zu bewerten. Bis dahin sollten Ärzte/Therapeuten und Patienten sich der möglichen Verbindung bewusst sein und in Betracht ziehen, H. pylori als einen Faktor bei der Diagnose und Behandlung von Angststörungen zu berücksichtigen.



Quellen

  1. Cureus | New-Onset Illness Anxiety Disorder After Helicobacter Pylori Infection: A Case Report

  2. Cureus | The Psychotic Impact of Helicobacter pylori Gastritis and Functional Dyspepsia on Depression: A Systematic Review

  3. PLOS ONE | Depression among people with dyspepsia and H. pylori infection: A community-based cross-sectional study in Ethiopia

  4. Frontiers | Helicobacter and the Potential Role in Neurological Disorders: There Is More Than Helicobacter pylori

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