top of page

Parkinson und das Darmmikrobiom: Wie die Darm-Hirn-Achse neue Therapiewege eröffnet

  • Autorenbild: D G.
    D G.
  • 29. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Warum der Darm für Parkinson so wichtig ist

Immer mehr Studien zeigen: Das Darmmikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Parkinson-Krankheit. Was früher als reine Erkrankung des Gehirns galt, wird heute zunehmend in Verbindung mit der Darm-Hirn-Achse gebracht.

Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Typische Symptome sind Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung. Doch auffällig ist: Viele Betroffene leiden schon Jahre vor der Diagnose an Verdauungsproblemen wie chronischer Verstopfung.

Forscher vermuten, dass Veränderungen der Darmflora entzündliche Prozesse im Darm auslösen, die die Fehlfaltung von Alpha-Synuclein begünstigen – einem Protein, das im Gehirn von Parkinson-Patienten in hoher Konzentration vorkommt. Über den Vagusnerv oder das Immunsystem können diese Veränderungen das Gehirn erreichen und dort Schäden verursachen.


Aktuelle Forschung: Darmmikrobiom und Parkinson

Die Verbindung zwischen Mikrobiom und Parkinson wird durch zahlreiche Studien belegt:

  • Sampson et al. zeigten, dass die Übertragung der Darmmikroben von Parkinson-Patienten auf Mäuse motorische Symptome auslösen kann – während Mäuse mit gesunder Darmflora symptomfrei blieben.

  • Hirayama & Ohno fanden heraus, dass Parkinson-Patienten typische Veränderungen im Mikrobiom aufweisen: Vor allem Bakterien, die entzündungshemmende Fettsäuren wie Butyrat produzieren, sind deutlich reduziert.

  • Zhao et al. wiesen nach, dass eine Stuhltransplantation bei Mäusen Parkinson-Symptome lindern kann, indem sie Entzündungen über die Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse unterdrückt.

  • Mulak & Bonaz beschrieben die Brain-Gut-Microbiota-Axis als Schlüsselmechanismus, der das Immunsystem, die Verdauung und das Nervensystem miteinander verbindet.

  • Hegelmaier et al. berichteten, dass gezielte Eingriffe in das Mikrobiom – darunter auch Darmreinigung – mit einer Verbesserung der motorischen Symptome und einer Verringerung des Medikamentenbedarfs einhergehen können.


Was bedeutet das für Parkinson-Patienten?

Die Erkenntnisse zeigen: Das Darmmikrobiom ist kein Nebenschauplatz, sondern könnte ein entscheidender Faktor im Krankheitsverlauf von Parkinson sein.

Durch die gezielte Beeinflussung der Darmflora – sei es durch therapeutische Interventionen, Darmreinigung oder zukünftige Ansätze wie Stuhltransplantationen – könnten sich neue Wege eröffnen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Dabei geht es nicht darum, Medikamente zu ersetzen, sondern die klassische Parkinson-Therapie sinnvoll zu ergänzen.


Fazit: Hoffnung durch die Darm-Hirn-Achse

Die Forschung macht deutlich: Der Darm ist ein Schlüssel zur Behandlung von Parkinson.Interventionen, die das Mikrobiom stärken und Entzündungen reduzieren, bieten großes Potenzial als natürliche Ergänzung zur medikamentösen Therapie.

Betroffene haben damit die Chance, aktiv Einfluss auf ihren Krankheitsverlauf zu nehmen und die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn positiv zu beeinflussen.





Quellen und weiterführende Literatur

  • Hegelmaier T. et al.: Interventional Influence of the Intestinal Microbiome Through Dietary Intervention and Bowel Cleansing Might Improve Motor Symptoms in Parkinson's Disease. Cells, PMID: 32041265.

  • Sampson T.R. et al.: Gut Microbiota Regulate Motor Deficits and Neuroinflammation in a Model of Parkinson’s Disease. Cell, PMID: 27912057.

  • Hirayama M., Ohno K.: Parkinson’s Disease and Gut Microbiota. Neurol Ther, PMID: 34500451.

  • Zhao Z. et al.: Fecal microbiota transplantation protects rotenone-induced Parkinson’s disease mice via suppressing inflammation mediated by the LPS-TLR4 signaling pathway. Microbiome, PMID: 34784980.

  • Mulak A., Bonaz B.: Brain-gut-microbiota axis in Parkinson’s disease. World J Gastroenterol, PMID: 26457021.

 
 
 
bottom of page